2020: Wir feiern 75 Jahre pax christi Frankreich
Alfonso Zardi
pax christi Frankreich hat dieses Jahr Grund zum Feiern. 1945, vor 75 Jahren, startete noch vor Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa unsere Bewegung. Auf Initiative von Marthe Dortel Claudot begann der „Kreuzzug der Gebete für das deutsche Volk“. Das Motiv dieses „Kreuzzuges“ war es, die Versöhnung zwischen Franzosen und Deutschen zu fördern, nachdem das deutsche Naziregime eine Spur der Zerstörungen, der Rachegelüste und des Hasses hinterlassen hatte.
pax christi war eine Bewegung im wahrsten Sinne des Wortes: Sie bewegte die Menschen durch Pilgern, Wallfahrten oder Sommerlager, die Frauen und Männer, Junge und Alte aus vielen europäischen Ländern zusammenführten. pax christi schuf Gelegenheiten, sich kennen zu lernen, zu beten, zu singen und Zeugnis zu geben von der Realität des Friedens in den Herzen der Menschen und der Nationen. Indem wir die Würde und Menschlichkeit des ehemaligen Feindes anerkannten und indem wir im Namen unserer gemeinsamen Geschwisterschaft in Jesus Christus die kulturellen, sprachlichen und religiösen Kluften überbrückten, war es möglich, im Namen der Versöhnung und der Hoffnung wieder Vertrauen aufzubauen. Es gelang, eine geschwisterliche Hand auszustrecken und einer gemeinsamen Zukunft entgegenzusehen.
Aktiv für den europäischen Integrationsprozess
Vielleicht in Treue zu dieser Vision ist pax christi in Frankreich (das sein Adjektiv „international“ bei der Gründung der Dachorganisation an Pax Christi International/PCI verlor) weiterhin für den europäischen Integrationsprozess aktiv und setzt sich für eine Europäische Union ein, die Frieden, Solidarität und eine ganzheitliche menschliche Entwicklung anstrebt und darauf aubaut. Aber nicht nur Europa und die Zusammenarbeit mit den Sektionen in Österreich, Belgien/Wallonien, England, Deutschland, Irland, Italien, den Niederlanden, Portugal und Schottland beschäftigen uns. pax christi Frankreich ist auch darüber hinaus aktiv: Wir beten mit den Christ*innen im Nahen Osten und verteidigen die Zwei-Staaten-Option zur Beendigung des israelisch-palästinensischen Konflikts.
Wir behaupten, dass die nukleare Abrüstung sowohl eine Notwendigkeit als auch eine praktikable Option ist. Wir setzen uns für die Verteidigung und Förderung der Menschenrechte auf der ganzen Welt ein, angefangen in unseren Ländern, wo Migrant*innen willkommen sein müssen. Wir praktizieren Erziehung zum Frieden und verbreiten das Prinzip der Gewaltlosigkeit. Zu diesen Themen bezieht pax christi in Frankreich offiziell Stellung, organisiert oder unterstützt Veranstaltungen und Konferenzen. Wir gehen in den politischen Dialog und erheben die Stimme auch für diejenigen, die das nicht können.
Unsere Kommunikationspolitik bringt diese Themen in die Öffentlichkeit. Sei es über unsere Website, unser vierteljährliches „Journal de la Paix“ oder unser monatliches Bulletin „Pax Info“. Vor der Adventszeit erhalten alle unsere Mitglieder und Freunde eine Sonderausgabe des „Journal de la Paix“ mit Predigtvorschlägen, Hymnen und Meditationen, die ganz der Vorbereitung auf Weihnachten gewidmet ist. Dies verschicken wir auch an alle französischen Pfarreien als Unterstützung, sich in ähnlicher Weise auf Weihnachten vorzubereiten.
Christliche Gewaltlosigkeit fördern
pax christi war immer an der Spitze des katholischen Denkens und Handelns für den Frieden, von der Zeit des „Pacem in Terris“ (1963) bis zu „Laudato Si’“ (2015) über unser gemeinsames Haus. Nicht zu vergessen „Populorum Progression“ (1967), die pax christi zum Anlass nahm, zusammen mit anderen christlichen Bewegungen das Katholische Komitee gegen Hunger und für Entwicklung (CCFD) zu gründen. Wir leisten auch einen Beitrag zur aktuellen theologischen und pastoralen Reflexion über „christliche Gewaltlosigkeit“ und fördern gewaltfreie Aktionen, darunter 2020 die Organisation eines Teils des Jai-Jagat-Marsches, der 2019 in Dehli zwischen Lyon und Genf begann.
Aber 2020 wird, so hoffen wir, für unsere alte Organisation einen Neuanfang im Namen der ökologischen Konversion bedeuten. Zur 75-Jahr-Feier versammeln wir uns vom 1. bis 3. Mai 2020 im Heiligtum der Muttergottes des Friedens in Souvigny (Allier bei Lyon) und stellen die Botschaft von „Laudato Si’“ und den Aufruf zur „Bekehrung“ in den Mittelpunkt einer Konferenz und einer kleinen Wallfahrt. Unser Ziel ist es, eine Debatte zu entfachen, die einen Neuanfang für die Bewegung markiert. Unsere Einladung an pax christi Deutschland haben die Bundesvorsitzende Stefanie Wahl und der Geistliche Beirat Horst-Peter Rauguth angenommen und werden dort pax christi Deutschland repräsentieren.
Wenn wir uns zu unserem Jahrestag in Souvigny versammeln, werden wir auch derer gedenken, die durch ihr Handeln und ihren Mut unsere Geschichte möglich gemacht haben. Wir werden entschlossen unsere Kräfte und unsere Visionen vereinen, um die Herausforderung anzunehmen, unsere Gesellschaften, diese einzigartige Menschheitsfamilie, zu der wir alle gehören, wirklich geschwisterlich zu gestalten. Möge der Heilige Geist uns stärken und bei uns bleiben, damit der Frieden, für den wir uns einsetzen, der wahre Friede Gottes werden kann.
Alfonso Zardi ist als Delegue National der Stellvertreter des Präsidenten von pax christi Frankreich.